Siedlungsgebiete weisen häufig eine überraschend hohe Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten auf. Zahlreiche Arten haben hier „Ersatzlebensräume“ in Strukturen gefunden, die in der Landschaft vielfach kaum mehr vorhanden sind. Häufig ist mit einer entsprechenden Gestaltung auch eine aus Sicht des Menschen ästhetische Aufwertung verbunden. Da naturnahe Flächen häufig nur geringe Pflege benötigen kann sich auch eine Kostenersparnis im Vergleich zu herkömmlichen Grünflächen ergeben.
In den Förderperioden 2013 und 2014 wurden Projekte der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt gefördert, mit denen Firmen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb gezielt über die Möglichkeiten der naturnahen Gestaltung von Firmenarealen informiert wurden. Bei Interesse wurde eine betriebsspezifische Potentialanalyse mit konkreten Maßnahmenvorschlägen erstellt. Zuletzt wurde in der Förderperiode 2015, auch auf Grundlage dieser Erfahrungen, mit der der anschaulichen Broschüre „Unternehmen schaffen biologische Vielfalt im Biosphärengebiet Schwäbische Alb“ ein praxisbezogener Handlungsleitfaden für Firmen erarbeitet.
Mit dem für 2016 beantragten Projekt wird nun das Thema „Förderung der biologischen Vielfalt im Siedlungsbereich“ an die Zielgruppe der Städte und Gemeinden heran getragen. Auch auf kommunalen (Grün-)Flächen wie Grünanlagen, Verkehrsflächen/-inseln oder an kommunalen Gebäuden bzw, Dachgärten bieten sich vielfältige Möglichkeiten der naturnahen Gestaltung an. Typische Maßnahmen sind z.B. die Umwandlung von „Einheitsgrün“ in artenreiche Blumenwiesen, die Ansaat spezieller Blühmischungen auf Verkehrsbegleitflächen, der Ersatz „grüner Mauern“ wie Thuja-Hecken durch attraktive, heimische Wildhecken oder angepasste Dach- und Fassadenbegrünungen.
Das Projekt hat zum Ziel, den zuständigen Stellen bei der Kommunalverwaltung die zahlreichen Möglichkeiten der naturnahen Gestaltung aufzuzeigen und gemeinsam ein praktikables Maßnahmenkonzept zu erarbeiten. Nach einer Erst-Information der Kommunalverwaltung und der Abfrage nach bereits praktizierten naturverträglichen Pflegemaßnahmen, wird ein flächenspezifisches Maßnahmen- und Pflegekonzept für gemeinsam ausgewählte kommunale Grünflächen mit einer Priorisierung erarbeitet.
Dabei werden neben ökologischen Anforderungen auch ökonomische und soziale Belange berücksichtigt: Aus ökologischer Sicht ist z.B. die Schaffung eines vielfältiges Blütenangebot möglichst über einen langen Zeitraum hinweg bei Verwendung gebietsheimischer Pflanzen wichtig. Bzgl. ökonomischer Aspekte werden die Kosten für die naturnahe Gestaltung bzw. Erstpflege sowie für die dauerhafte Folgepflege dargestellt. In Bezug auf soziale Belange ist die Abstimmung mit der Bürgerschaft vorgesehen.
Für die Förderperiode 2016 sind zunächst die Städte Metzingen, Münsingen und Reutlingen als Teilnehmer im Projekt vorgesehen. Der Projektantrag ist mit den hier zuständigen Stellen abgestimmt. Auf Grundlage der in diesem Projekt gewonnenen Erfahrungen können dann künftig weitere Kommunen bearbeitet werden.
Erläuterungsbericht "Biologische Vielfalt auf kommunalen Grünflächen" (ca. 3,6 MB)
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen
Neckarsteige 6-10
72622 Nürtingen