Wildpflanzen blühen nicht nur sehr schön und bieten Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten, sie können auch gut zur Energieerzeugung genutzt werden.
Das Projekt Bienenstrom nutzt diesen Zusammenhang unter dem Motto „Mit Energie Landschaften aufblühen lassen“ und unterstützt mit Hilfe der VerbraucherInnen als „Blühhelfer“ eine nachhaltige Entwicklung der Naturlandschaft.
Das Projekt „Bienenstrom“
Hinter dem Projekt „Bienenstrom“ verbirgt sich seit 2018 eine Initiative der Stadtwerke Nürtingen GmbH in Kooperation mit der Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Ziel ist es, durch Förderung von Blühäckern als Quelle einer regionalen Ökostromgewinnung gegen das stark voranschreitende Insektensterben vorzugehen.
Indem Reinkulturen wie beispielsweise Maisäcker durch artenreiche Blühflächen ergänzt werden, ergeben sich einige Vorteile für Mensch und Natur. So ist zum einen die optische Aufwertung der Kulturlandschaft im Biosphärengebiet Schwäbische Alb zu nennen. Zudem entstehen durch die Förderung dieser Flächen neue Lebensräume für Wildbienen und weitere Insekten und damit auch für Feldvögel. Ein reduzierter Düngeraufwand, die Verbesserung der Humusbilanz und der Verzicht auf Pflanzenschutz gehen ebenfalls mit dem Einsatz der Biogas-Blühmischungen einher. Zum Einsatz kommt dabei die Blühmischung BG 70, die viele Pflanzen wie Steinklee, Wegwarte oder Buchweizen enthält.
Ein Cent jeder verbrauchten kWh fließt in die Finanzierung des Aufbaus und der Pflege von Blühflächen ein. Beispielhaft entsteht so bei einem 3-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 3600 kWh pro Jahr eine Lebensraum-Fläche von 500 m2 für Bienen und Insekten.
Das Projekt „Bienenstrom“ ist eine zukunftsorientierte Möglichkeit, Maßnahmen zur biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft zu integrieren und den Landwirtinnen und Landwirten, sowie den Endverbrauchenden neben dem Lebensmittelsektor auch in anderen Branchen die Möglichkeit zu geben, einen Einfluss auf die nachhaltige Flächenbewirtschaftung im Biosphärengebiet zu nehmen. Die Aufwertung des Landschaftsbildes kommt dabei sichtbar den Verbraucherinnen und Verbrauchern als auch den Gästen der Region zu Gute. Neben zahlreichen Landwirtinnen und Landwirten aus der Region sind auch bereits einige aus Norddeutschland Teil der Initiative.
Monitoring der Bienenstrom-Flächen 2023
Im Jahr 2023 wurde durch die Geschäftsstelle Biosphärengebiet ein Monitoring der Bienenstrom-Flächen beauftragt. Ziel ist es, die ökologische Wirkung des Projektes zu erfassen. Im Umsetzungsjahr 2023 konnten acht Felder unterschiedlicher Altersstrukturen untersucht werden. Interessante Artengruppen im Kontext von mehrjährigen Blühflächen sind blütenbesuchende Fluginsekten u.a. Wildbienen und Tagfalter und bodenbewohnende Artengruppen wie die Laufkäfer. Mehrjährige Blühflächen können in einer intensiv genutzten Landschaft auch wichtige Rückzugsräume und Nahrungshabitate für Feldvögel bilden, die als Arten der genutzten Offenlandschaft sehr stark vom Artenverlust betroffen sind. Dabei wurden keine Referenzflächen untersucht, da über die Artenausstattung von konventionellen Biomassekulturen wie Mais oder Gerste ausreichend Ergebnisse vorliegen.
Das durchgeführte Monitoring bestätigt den Bienenstrom-Flächen einen positiven Beitrag zur Artenvielfalt. Es konnte eine wesentlich höhere Diversität an Tagfaltern, Wildbienen, Vögel und Laufkäfern festgestellt werden, als bei einer konventionellen Nutzung zu erwarten gewesen wäre. So wurden 23 Arten der Tagfalter und Widderchen, 38 Wildbienenarten, 13 Vogelarten und 41 Laufkäferarten nachgewiesen. Empfohlen wurden von den Expertinnen und Experten die weitere Anlage von Schonstreifen, was in einigen Fällen bereits umgesetzt ist.
Wenn Wildpflanzen Strom erzeugen
Eine von sieben Geschichten aus dem Biosphärengebiet
Ingo Hiller war von Anfang aktiv mit dabei im Beirat des Biosphärengebietsvereins als Vertreter für die Landwirtschaft. Er hat das Biosphärengebiet auch schon einige Male in der Öffentlichkeit repräsentiert und freut sich, dass er auch in Zukunft mit dem gemeinsamen Projekt „Bienenstrom" einen Beitrag zum Fortbestand der biologischen Vielfalt leisten kann.
Ansprechpartner
Ansprechpartner bei den Stadtwerken Nürtingen: Tobias Länge | Ansprechpartner in der Geschäftsstelle Biosphärengebiet: Rainer Striebel |