Erfreulicherweise wächst die Nachfrage nach blütenreichen Saatgut-Mischungen, da immer mehr Kommunen, Firmen und Privatpersonen Gefallen an einer naturnahen Gestaltung von Grünflächen finden. Durch ein erhöhtes Blütenangebot auch im Siedlungsbereich in unterschiedlichen Jahreszeiten verbessert sich das Angebot an Nektarhabitaten für zahlreiche Insektenarten. Untersuchungen zeigen, dass Siedlungsgebiete eine überraschend hohe Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten aufweisen können. Zahlreiche Arten haben hier „Ersatzlebensräume“ in Strukturen gefunden, die in der Landschaft vielfach kaum mehr vorhanden sind.
Jedoch ist aus Sicht des Naturschutzes darauf zu achten, dass bei den Blühmischungen autochthones – also gebietsheimisches – Saatgut verwendet wird. Hintergrund ist, dass gebietsfremde Arten durch Ausbreitung auch außerhalb der Siedlungen heimische Arten verdrängen und Lebensräume beeinträchtigen können. Zudem kann nur durch autochthones Saatgut die genetische Florenverfälschung vermieden werden. Hierunter versteht man die genetische Verarmung heimischer Populationen einer Art durch Vermischung (Einkreuzung) mit gebietsfremdem Material derselben Art.
Im Rahmen des Projekts wird durch einen im Biosphärengebiet ansässigen Produzenten von Saatgut, auf der Grundlage von Wildsammlungen im Biosphärengebiet, eine autochthone Blühmischung entwickelt. Angestrebt ist eine Mischung für Trocken- bzw. Extremstandorte wie Steingärten, Verkehrsinseln oder Dachgärten. Die im Gelände entnommenen Samen und Triebe werden verwendet, um eine gärtnerische Zucht der jeweiligen Pflanze zu begründen. Die Entwicklung der Blühmischung erfolgt in enger Abstimmung mit einem Experten, der die naturschutzfachliche Prüfung der Arten übernimmt. Zudem erfolgt eine Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde, die Wildsammlungen entsprechender Arten im Gelände für jeden Wuchsort genehmigen muss.
Mit dieser Vorgehensweise wird gewährleistet, dass die positiven Naturschutzwirkungen der Ansaat von Blühmischungen im Siedlungsbereich nicht durch negative Effekte wie der Ausbreitung gebietsfremder, invasiver Arten oder genetischer Florenverfälschung beeinträchtigt werden. Zudem ergeben sich Synergieeffekte mit dem aktuell beantragten Projekt der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, in dem Kommunen über die Möglichkeiten der naturnahen Gestaltung von Flächen im Siedlungsbereich informiert und zur Umsetzung motiviert werden.
Isatis Montana
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