Modellprojekt Misteleindämmung Bissingen – ein Beitrag zum Erhalt naturschutzfachlich bedeutsamer Streuobstbestände

Der Befall von Obstbäumen durch die Laubholz-Mistel (Viscum album), insbesondere in extensiv genutzten Streuobstbeständen, nimmt zu. Ursachen können eine unregelmäßige Pflege von Streuobstbeständen sowie vermutlich die stärkere Ausbreitung durch längere Trockenphasen bzw. Trockenstress für die Obstbäume in Folge des Klimawandels sein. Zudem fördern befallene Laubbäume außerhalb von Streuobstgebieten die Ausbreitung maßgeblich.

Seit 2020 sind bestimmte Ausprägungen von Streuobstbeständen nach Landesnaturschutzgesetz als gesetzlich geschützte Biotope zu erhalten. Für Streuobstgebiete innerhalb von FFH- oder SPA Gebieten ist meist der Erhalt von extensiv bewirtschafteten Streuobstwiesen festgeschrieben. Es gilt ein Verschlechterungsverbot.

Erfahrungen der Gemeinde Bissingen an der Teck zeigen, dass Öffentlichkeitsarbeit nicht ausreicht, um Privatbesitzer von Streuobstwiesen zur regelmäßigen Pflege der Streuobstbestände zu bewegen. Auch die Baumschnittprämie des Landes Baden-Württemberg schafft nicht den Anreiz, durch Pflege die Ausbreitung der Mistel einzudämmen. Im Rahmen des Projekts soll daher eine Bewertung der Gefährdung von Streuobstbeständen durch Mistelbefall und praxisgerechte Lösungsansätze zur Eindämmung erarbeitet werden.

Vorgesehene Arbeitsschritte sind die Identifizierung von Schwerpunktbereiche („Hotspots“) des Mistelbefalls in der Gemeinde, um dort Vitalitätsschätzungen unterschiedlicher Befallsstärken vorzunehmen und Schadschwellen zu definieren. Ziel ist es zu bewerten, in welchen Situationen eine Gefährdung von Streuobstbeständen erkennbar ist, sodass akuter Handlungsbedarf besteht. Zudem soll eingeschätzt werden, in welchen Zuständen eine (vorsorgende) Bekämpfung der Mistel zur Vermeidung der weiteren Ausbreitung am effizientesten erscheint. Es werden technische Lösungsansätze zur Eindämmung des Mistelbefalls in Bezug auf unterschiedliche Befallsstärken bzw. Pflegestufen, Höhenstufen des Baumes, Zugänglichkeit und weiterer Faktoren zusammengestellt. Hierfür werden exemplarisch Kostenansätze ermittelt und den bestehenden Fördermöglichkeiten gegenüber gestellt. Zudem wird geprüft, ob die Maßnahmen ökokontofähig sein können. Auch werden Vermarktungsmöglichkeiten von Misteln recherchiert. Hierzu wird u.a. mit dem Schwäbischen Streuobstparadies Kontakt aufgenommen.

Das Projekt wird in enger Abstimmung mit der Naturschutzverwaltung, dem Landschaftserhaltungsverband Esslingen, dem Obstbauberater und dem Obst- und Gartenbauverein durchgeführt. Die Ergebnisse werden in einem Projektbericht anschaulich und praxisbezogen aufbereitet und weiteren Interessenten zur Verfügung gestellt.

 

Antragsteller: Gemeinde Bissingen an der Teck