Unterzeichnung des Pachtvertrages in Westerheim (v.l.n.r.): Rainer Striebel (Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwäbische Alb), Daniel Armbruster (stellvertretender Vorstand Schlachtgemeinschaft), Georg Baumeister (Vorstand Schlachtgemeinschaft), Bürgermeister Hartmut Walz, Foto: Gemeinde Westerheim

Bäuerliche Schlachtgemeinschaft im Biosphärengebiet Schwäbische Alb unterzeichnet Pachtvertrag mit Gemeinde Westerheim

Gemeinsames Projekt zum Erhalt des Westerheimer Schlachthauses geht den nächsten wichtigen Schritt

Ende April 2024 hat sich der Verein „Bäuerliche Schlachtgemeinschaft im Biosphärengebiet Schwäbische Alb e.V.“ gegründet. In den letzten Monaten wurde das Pachtverhältnis mit der Gemeinde Westerheim erarbeitet. Nun wurde der Pachtvertrag unterzeichnet. Die Schlachtgemeinschaft möchte noch in diesem Jahr den Betrieb aufnehmen und seinen Mitgliedern Schlachtungen in den Herkunftsbetrieben und im Schlachthaus anbieten.

Am 17. September 2024 stimmte der Westerheimer Gemeinderat der Verpachtung des gemeindeeigenen Schlachthauses an die Bäuerliche Schlachtgemeinschaft im Biosphärengebiet Schwäbische Alb e.V. zu. Daraufhin wurde am 23. September 2024 durch Bürgermeister Hartmut Walz und Vorstand Georg Baumeister sowie dem stellvertretenden Vorstand Daniel Armbruster der Pachtvertrag unterzeichnet. „Ich gratuliere der Schlachtgemeinschaft herzlich zum einstimmigen Gemeinderatsbeschluss und freue mich, dass der Verein nun in unserem Schlachthaus starten kann“, so Bürgermeister Hartmut Walz.
Auch Georg Baumeister mit seiner Schlachtgemeinschaft blickt positiv auf die nun kommenden Schritte: „Jetzt können wir mit der Sanierung des Schlachthauses beginnen, erste Investitionen und Förderanträge für einen Kühlanhänger und einen mobilen Schlachtanhänger umsetzen und noch in
 diesem Jahr den Betrieb im Schlachthaus aufnehmen.“ Dabei beabsichtigt die Schlachtgemeinschaft erstmalig in der Region auch die teilmobile Schlachtung im Herkunftsbetrieb anzubieten, bei dem die Tiere ohne Transport zur Schlachtstätte in gewohnter Umgebung betäubt und entblutet werden.
Die Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwäbische Alb sowie das beauftragte Ingenieurbüro Wanzel unterstützen weiterhin das Vorhaben. Bis zum Projektabschluss Ende des Jahres übernehmen diese die Projektleitung und die Vorbereitung des Schlachtbetriebs beispielsweise durch die Erarbeitung von Hygienekonzepten und der Biozertifizierung. „Gemeinsam können wir das Projekt zum Abschluss bringen und die Schlachtgemeinschaft auf ihrem Weg zur Aufnahme des Schlachtbetriebs unterstützen“, so Rainer Striebel von der Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwäbische Alb. „Für das Biosphärengebiet ist das ein wichtiger Meilenstein im Erhalt und Ausbau der Wertschöpfungsketten für regionale Produkte.“ Die Schlachtgemeinschaft steht weiteren Mitgliedern offen. Privatpersonen können den Erhalt einer kleinstrukturierten, regionalen Schlachtung unterstützen, indem sie Fördermitglied werden. Diese können jederzeit Auskunft darüber erhalten, welche Tiere an welchen Tagen geschlachtet und wo deren Fleisch je nach Verfügbarkeit bezogen werden kann. Konventionell sowie biologisch wirtschaftende landwirtschaftliche Betriebe mit Interesse an Schlachtungen können eine Mitgliedschaft beantragen. Rückmeldungen von Betriebe außerhalb des Biosphärengebiets Schwäbische Alb sind ebenfalls möglich. Für Betriebe ohne eigene Direktvermarktung schafft der Verein die Möglichkeit, die Infrastruktur für Notschlachtungen in Anspruch zu nehmen und dafür einen reduzierten Grundbeitrag zu zahlen. Weitere Informationen, der
Mitgliedsantrag sowie Kontaktmöglichkeiten zum Verein sind online unter www.biosphaerengebiet-alb.de/projekte/detail/schlachtgemeinschaft zu finden.
 
Hintergrundinformationen:
Bei der Wertschöpfungskette zu regionalem Fleisch kann neben Tierhaltung, Tierwohl und Vermarktung das Thema ortsnahe Schlachtung nicht ausgeblendet werden. Aktuelle Entwicklungen und Erhebungen zeigen, dass in den kommenden Jahren viele der derzeit bestehenden selbstschlachtenden Metzgereien und Betriebe auf Grund des Personalmangels, des
Strukturwandels oder fehlenden Investitionen wegfallen werden. Dies stellt die landwirtschaftlichen Betriebe und regionalen Wertschöpfungsketten vor große Herausforderungen. Für die Strukturen im von der UNESCO ausgezeichneten Biosphärengebiet Schwäbische Alb ist es daher außerordentlich wichtig, Schlachtstätten für landwirtschaftliche Betriebe und Metzgereien zukunftsfähig zu machen und sich auch mit dem Thema der mobilen Schlachtung am Hof auseinanderzusetzen.
Die Gemeinde Westerheim möchte gemäß eines Gemeinderatsbeschlusses das gemeindeeigene Schlachthaus in ein Pachtverhältnis mit regionalen Nutzern bringen und hat dazu eine Übergangsfrist bis Ende 2024 eingerichtet. Nach einem Austausch zwischen der Geschäftsstelle Biosphärengebiet
Schwäbische Alb und den bislang engagierten landwirtschaftlichen Betrieben war klar, dass derzeit noch keine Schlachtgemeinschaft in geeigneter Organisationsform für ein Pachtverhältnis absehbar und daher ein zielgerichteter Prozess notwendig ist.

Im Juli 2023 wurde durch die Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwäbische Alb in Zusammenarbeit mit den regionalen Akteuren ein Projekt zum Aufbau einer Schlachtgemeinschaft im Biosphärengebiet am Beispiel des Westerheimer Schlachthauses gestartet. Hierzu wurde Ende Juli 2023 das
Ingenieurbüro Wanzel durch die Geschäftsstelle Biosphärengebiet beauftragt. Das Projekt soll übertragbare Erkenntnisse und Dokumente zum Thema regionale Schlachtung ergeben und möchte die unterschiedlichen Interessenslagen der Region bündeln. Ziel ist der Aufbau einer
Schlachtgemeinschaft in geeigneter Organisationsform. Nach einer Auftaktveranstaltung im Oktober 2023 zum Aufbau einer Schlachtgemeinschaft erreichten rund 50 Interessensbekundungen die Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwäbische Alb. In einem Treffen aller interessierten Betriebe und Personen im Dezember 2023 wurden erste Leitplanken zur Organisationsform, zur Geschäftsführung und zu finanziellen Rahmenbedingungen festgelegt. Auf dieser Basis wurde im ersten Quartal 2024
mit einer kleinen Gruppe aus engagierten Landwirtschaftsbetrieben und Privatpersonen die Vereinsgründung vorbereitet.


Ende April 2024 wurde der Verein in Westerheim gegründet. Vorstand ist Georg Baumeister, Landwirt aus Westerheim und seit Beginn engagiert im Erhalt des ortsansässigen Schlachthauses. Die Geschäftsführung wird Metzgermeister Paul Russ aus Bissingen an der Teck übernehmen. Er wird die Verantwortung für den laufenden Betrieb der Schlachtgemeinschaft tragen und die Schlachtungen in den Herkunftsbetrieben und im Schlachthaus durchführen. Weitere Mitglieder in Vorstandschaft sowie Beisitzer und Vereinsmitglieder sind landwirtschaftliche Betriebe vorwiegend mit Direktvermarktung sowie Privatpersonen, die ein Interesse an Tierwohl und Regionalität haben.