Die Verkehrssicherung stellt an den Straßen des felsdurchsetzten Albtraufs und in den Tälern der Albhochfläche eine besondere Herausforderung dar. Es besteht die Verpflichtung die Verkehrsteilnehmer vor Gefahren durch Steinschlag und Felsabgänge zu schützen. Jedoch hat dieser Schutz bisher immer wieder zu massiven Beeinträchtigungen von naturschutzfachlich sehr hochwertigen Felslebensräumen, darunter auch FFH-Lebensraumtypen, geführt.
Im Rahmen eines Modellprojekts im Biosphärengebiet Schwäbische Alb wurde ein „Best-Practice-Verfahren“ für eine möglichst naturverträgliche Konzeption, Planung und Durchführung von Felssicherungsmaßnahmen an Straßen entwickelt. Um ein praxisorientiertes Ergebnis zu erzielen, wurde das Verfahren gemeinsam von den im Biosphärengebiet zuständigen Naturschutz-, Straßenbau- und Forstverwaltungen erarbeitet. Auch die vor Ort aktiven Naturschutzverbände wurden beteiligt.
Das Verfahren dient dazu, dass Konflikte rechtzeitig erkannt, in hinreichender Tiefe naturschutzfachlich bearbeitet und möglichst naturverträgliche Lösungen gefunden werden können. Bausteine sind die Erarbeitung von Screening-Steckbriefen für künftig potentiell zu sichernde Felsen mit Informationen zu betroffenen Naturschutzbelangen und daraus resultierenden naturschutzrechtlichen Prüfschritten und dem erforderlichen naturschutzfachlichen Untersuchungsbedarf. Zudem wurde verankert, dass in den geologischen Gutachten nicht nur die günstigste Felssicherungsmaßnahme empfohlen wird sondern alle grundsätzliche möglichen Maßnahmen, um felsspezifisch in einer Abwägung zwischen Kosten und Schutz des Felslebensraums (z.B. durch Fangzäune) die jeweils am besten geeignete Lösung zu finden. Weitere behandelte Themen sind die Sofortmaßnahmen in Situationen mit Gefahr im Verzug, die jährlich stattfinden Böschungsberäumungen und die ökologische Baubegleitung bei der Durchführung der Arbeiten. Zudem wurden Felsbereiche identifiziert, die für Ausgleichsmaßnahmen grundsätzlich geeignet sind.
Mit dem Projekt wurde die Grundlage dafür geschaffen, dass Felssicherungen künftig im Biosphärengebiet Schwäbische Alb – und darüber hinaus - verstärkt unter dem Blickwinkel des Naturschutzes geplant und durchgeführt werden können.
Weiterführende Literatur:
Jooss, R. & N. Menz (2021): Naturverträgliche Felssicherung an Straßen – ein Best Practice Verfahren aus dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb – In: Naturschutz-Info 1/2021 + 2/2021. pudi.lubw.de.