3 Männer bringen feste Erdungen im Boden an

Feste Erdungen zum Herdenschutz kleiner Wiederkäuer

Das Wiederauftauchen des Wolfes im Biosphärengebiet kann nach aktueller Expertenmeinung nicht ausgeschlossen werden. Für Weidetierhalter, insbesondere für Schäfereien resultieren daraus zusätzliche Herausforderungen beim Pferchen und Koppeln. Hier sind […] Herdenschutzmaßnahmen gründlich und konsequent umzusetzen. Allerdings zeigt sich, dass viele offizielle Empfehlungen (z.B. BFN 20191) meist wenig praxisgerechte Vorschläge auf die gegebene konkrete Situation bieten.2

Im Rahmen der Studie „Naturschutzorientierte Strukturanalyse der Schäferei im Biosphärengebiet Schwäbische Alb“ wurden exemplarisch am Weidegebiet Schelklingen-Allmendingen-Ehingen, die durch Herdenschutzmaßnahmen entstehenden Kosten für die dortige Wanderschäferei bilanziert. Grundlage für die Erwägung der zu treffenden Maßnahmen sind die vom Umweltministerium definierten Grundschutzkriterien, die innerhalb der Förderkulisse [Wolfsprävention im Schwarzwald] Voraussetzung sind, um eine Entschädigung für nachweislich durch den Wolf gerissenen Kleinwiederkäuer zu erhalten. Der Grundschutz stellt einen Kompromiss dar zwischen der Realisierbarkeit durch die Nutztierhalter und einer „wolfsabweisenden“ Wirkung.2

Laut BfN Empfehlungen zum Schutz von Weidetieren vor dem Wolf kann der Abschreckungseffekt durch Berühren eines Elektrozaunes nur bei einer ausreichenden Spannung am gesamten Zaun wirken. Hier wird auch der Einfluss der Zaunlänge und des Bewuchses auf die Impulsenergie genannt.1 Eine fachgerechte Erdung ist essentiell für die Wirksamkeit aller Herdenschutzmaßnahmen durch Elektrozäune. Denn um die ausreichend hohe Spannung am Elektrozaun als „Stromschlag“ auf ein Tier (z.B. Wolf) zu übertragen, muss eine leitfähige Ableitung gegeben sein. Doch eben diese ist oft eine Schwachstelle im Stromkreis. Oft wird der Fokus auf ein wirkungsstarkes Weidezaungerät gelegt, um den Vorgaben zur Spannung am Zaun gerecht zu werden. Ohne die passende Erdung kann das beste Gerät seine volle Leistung jedoch nicht übertragen.

Quellen:

1: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Empfehlungen zum Schutz von Weidetieren und Gehegewild vor dem Wolf – Konkrete Anforderungen an die empfohlenen Präventionsmaßnahmen, BfN-Skripten 530, 2019

2: Dr. Florian Wagner: Infrastruktur im Zeichen des Wolfes, Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwäbische Alb „Naturschutzorientierte Strukturanalyse der Schäferei im Biosphärengebiet“, 2019.

Die auch in unserem Gebiet verbreiteten Empfehlungen zum Herdenschutz berufen sich nicht auf Untersuchungen, die Einflussfaktoren aus dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb berücksichtigen. Auf der Schwäbischen Alb wachsen auf den Flächen vielerorts Schlehen; die Böden sind teilweise steinig und flachgründig; und oft müssen Netze an steilen Hanglagen gesteckt werden.

Auf dieser Grundlage hat die Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwäbische Alb nach Abfrage der Flächeneigentümer in Kooperation mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg in einem Weidegebiet beispielhaft feste Erdungen installieren lassen. Der Fokus dieses ersten Projektteils war die Frage „Mit welchem Aufwand sind die Empfehlungen, eine ausreichende fachgerechte Erdung fest zu installieren umzusetzen?“ Im Verlauf des zweiten Projektteils soll durch Messungen zu den Bedeutenden elektrophysikalischen Werten die zweite Frage geklärt werden „Bringen die festen Erdungen die gewünschte gesteigerte Hütesicherheit?“ Sind die Messungen abgeschlossen und die Werte und im Anschluss verarbeitet, werden sie für die Praxis übertragbar formuliert.

 

Beteiligte Firmen & Institutionen

Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt BW

Zwei Schäfer einer kooperierenden Schäferei

 

Ansprechpartner

Laura Huber-Eustachi
Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt BW
+49 (0)761 / 4018 - 274
info@wildtiermonitoring.de